Auf der Mitgliederversammlung notiert

Offene Türen geben Kirchen eine Zukunft, aber nicht alles kann hier einziehen

Diesmal war es anders als in den Jahren zuvor: keine Dia-Vorträge der Regionalbetreuer über gerettete Kirchen oder sanierte Ausstattungen, kein sonst immer so ergiebiger Gedanken– und Erfahrungsaustausch beim kleinen Imbiss hinterher. Und das ausgerechnet im 30. Jahr unseres Förderkreises. Corona erzwang Verzicht, hatte die bereits gut vorbereitete Festveranstaltung im Mai verhindert, ebenso unsere Exkursionen, auf die sich viele schon gefreut hatten.

Die Sophienkirche in Berlin war diesmal Gastgeber der Tagung Foto: Eva Gonda

Geschäftsführer Bernd Janowski würdigte das Jubiläum mit einem kurzen Rückblick auf den Beginn vor 30 Jahren, als es gewagte Visionen und viel Gottvertrauen brauchte, um den Anfang zu wagen in einem Land mit Hunderten gefährdeter Kirchen. Von zwei verdienten Mitgliedern des Vereins, die großen Anteil an der Rettung gefährdeter Dorfkirchen haben und sich über viele Jahre unermüdlich und ideenreich in die Arbeit des Förderkreises einbrachten, hatten wir 2020 Abschied zu nehmen: Die Versammelten gedachten in Dankbarkeit der Verstorbenen Arnulf Kraft und Christian Bonte-Friedheim.

Dass Corona zumindest in unseren Finanzen keinen Schaden anrichten konnte, ging eindeutig aus der schriftlich vorliegenden Jahresabschlussrechnung hervor. Für alle, die dennoch bei den rund 370 akribisch aufgelisteten Zahlen Mühe mit dem Durchblick hatten, gab Schatzmeisterin Sigrid Riesberg Orientierungshilfe: Einnahmen von insgesamt 220.771 Euro, davon 69.302 Euro allgemeine und 41.146 Euro projektbezogene Spenden, sprechen für ein durchaus erfolgreiches Jahr. Und nach realistischen Schätzungen kann im nächsten Jahr mit Einnahmen von 209.600 Euro gerechnet werden.

Ein wichtiger Bestandteil der Einnahmen sind nach wie vor die Mitgliedsbeiträge. Dass die Gesamtzahl der Mitglieder seit zwei Jahren auf Grund zunehmender Todesfälle und Überalterung sinkt, sollte Anlass für die Werbung vor allem jüngerer Menschen für die Arbeit in unserem Verein sein. Aber darüber freut sich die Schatzmeisterin ganz besonders: Erstmals in der Vereinsgeschichte haben für das laufende Jahr tatsächlich alle Mitglieder ihre Beiträge bezahlt.

Auch von der Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen gab es Gutes zu vermelden. Ihr Kapital erhöhte sich im ersten Quartal 2020 um knapp 70.000 Euro auf 937.287,66 Euro und liegt per 31.08.2020 bei knapp 957.000 Euro. Aus dem Vermächtnis einer langjährigen Freundin Brandenburger Dorfkirchen werden der Stiftung weitere 300.000 Euro zufließen. Erstmals 2021 und dann stetig werden dem FAK aus dem Stiftungsvermögen jährliche Erträge von mindestens 20.000 Euro für seine Projekte zufließen.

Da ist also eine solide Grundlage für die künftige Arbeit des Förderkreises Alte Kirchen. Doch die Zahl der Kirchengebäude wächst, die nicht mehr gottesdienstlich genutzt werden, für die es keine christliche Gemeinde mehr gibt. Ihre Erhaltung als Baudenkmal, als Zeuge von Jahrhunderten Ortsgeschichte und gelebten Glaubens ist seit seiner Gründung von 30 Jahren Leitgedanke unseres Vereins. Meist in der Dorfmitte gelegen, umgeben vom alten Kirchhof, prägen sie das Ortsbild. Die Erhaltung aber setzt eine erweiterte Nutzung und neue, auch weiter reichende Ideen voraus.

Das war dann auch das Hauptthema in der Aussprache. Da gab es unter anderem die Anregung, bei der Gestaltung des kirchlichen Umfelds auch zu bedenken, wie angesichts der heutigen Umweltprobleme, dem Aussterben vieler Pflanzen- und Tierarten zur Erhaltung der Artenvielfalt beigetragen werden kann.

Sollen Kirchen in Zukunft für alles und jeden Tür und Tor öffnen? Eine Frage, die nicht nur hierzulande diskutiert wird. In Dörfern, in denen es kaum noch öffentliche Räume gibt, können Kirchen willkommene Begegnungsstätten sein. Das ist schon vielerorts guter Brauch: Konzerte, Ausstellungen, Lesungen finden statt. Und ganz profan ist die Kirche auch mal Mittelpunkt des Dorffestes, Tagungsort einer Einwohnerversammlung oder eines örtlichen Vereins. Bei aller Toleranz auch im multikulturellen Sinn aber soll die Nutzung dem sakralen Raum angemessen sein, darf es keinen Anlass geben, den Altar zu verhängen. Ziel unseres Förderkreises ist die Erhaltung der Kirchen, ihre Öffnung für Gegebenheiten unserer Zeit und ebenso für Gottesdienste.

Satzungsgemäß standen in diesem Jahr Wahlen an. Der Vorstand setzte sich zuvor noch aus fünf stimmberechtigten Mitgliedern zusammen. Im Januar hatte Dr. Hans Krag nach langer erfolgreicher Arbeit den Vorstand verlassen; Wolf-Dietrich Meyer-Rath kandidierte diesmal nicht mehr. Erfreulich, dass sich Bärbel Wunsch und Klaus-Peter Heinecke, beide seit Jahren mit dem FAK eng verbunden, nun in die verantwortungsvolle Aufgabe einbringen wollen (siehe auch S. 6). Die Stimmen aller Anwesenden erhielten Uwe Donath, Klaus-Peter Heinecke, Konrad Mrusek, Sigrid Riesberg, Theda von Wedel und Bärbel Wunsch; ebenso als Kassenprüfer Joachim Killus und Helmut Adolf.

Eva Gonda

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