Regionalbetreuer des Förderkreises berichten aus Potsdam-Mittelmark

Warchauer Madonna gibt ihre Geheimnisse preis

In Alte Kirchen vom September 2019 berichteten wir von dem desolaten Zustand eines in der Dorfkirche zu Warchau bei Wusterwitz befindlichen Ölgemäldes des italienischen Barock. Das Gemälde zeigt Maria und den vor ihr auf einem Tuch liegenden nackten Jesusknaben. Die Gottesmutter schaut das Söhnlein liebevoll an.

Wir baten damals unsere Leser um Spenden für die Restaurierung des Gemäldes. Das Spendenaufkommen betrug € 1.900! Schon zuvor hatte die Kollekte bei einer Fontane-Lesung des Ehepaars Kara und Wolfgang Huber im Rahmen einer FAK-Exkursion mehr als € 400 für diesen Zweck erbracht. Wir danken unseren Lesern und den Exkursionsteilnehmern recht herzlich. Der FAK und der Kirchenkreis Elbe-Fläming ergänzten diese Spenden, so dass der Eigenbeitrag der Kirchengemeinde gesichert werden konnte. Die Denkmalhilfe des Landes Brandenburg, die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises PM und sowie die Stiftung Kunst- und Kulturgut in der Kirchenprovinz Sachsen gewährten großzügige Förderbeträge. Im März 2020 konnte der Auftrag an die Diplom-Restauratorin Annette Heiser (Dresden) erteilt werden.

Die Restauratorin Anette Heiser bei der Retusche

Die Reinigung des stark verschmutzten Gemäldes, die Planierung und Befestigung der zahllosen sich von der Leinwand abhebenden Farbschuppen sowie die Reparatur einer Reihe von Löchern in der Leinwand erwiesen sich als außerordentlich aufwendig. Inzwischen wurde die sensible Original-Leinwand auf eine neue Doublier-Leinwand aufgebracht und diese auf einen neuen Keilrahmen aufgezogen. Die Grundierung und farbliche Retusche der Fehlstellen in der Malschicht hat begonnen. Auch die Restaurierung des historischen Schmuckrahmens ist fortgeschritten.

Bisher waren wir davon ausgegangen, dass der Maler des Bildes unbekannt ist. Bekannt war nur dessen stilistische Einordnung in das Umfeld des Bologneser Meisters Guido Reni (1575-1642). Bei der Abnahme der alten Doublier-Leinwand zeigten sich auf der Rückseite die Buchstaben ’GL’ – die Initialen des Künstlers? Bei der Entfernung der vergilbten Firnisschicht wurde hinter der Madonna der Ausblick in eine Landschaft erkennbar. Auf der Suche nach einem geeigneten Vorbild für die Restaurierung der verlorenen Partien des Gemäldes stieß die Restauratorin auf ein sehr ähnliches Werk von Guido Reni. Sie finden das Gemälde im Internet, wenn Sie nach S. Maria maggiore Roma Guido Reni madonna con bambino dormiente suchen. Es überrascht nicht, dass das Warchauer Gemälde offenbar eine Kopie ist. Abweichend vom Original ist die Scham des Warchauer Knäbleins mit einem Lendentuch verhüllt. Überraschend ist, dass Reni das schlafende Knäblein darstellt. Wir waren bisher davon ausgegangen, dass der Warchauer Jesusknabe den zärtlichen Blick der Mutter erwidere.

                                                  Hans Tödtmann

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