Massive Bauschäden beseitigt

FAK-Vorstand würdigt bei Besuch Sanierungsarbeiten an der Seehausener Kirche

Mehrere Monate lang hielt der Vorstand des Förderkreises Alte Kirchen seine Sitzungen, an denen immer auch unsere Regionalbetreuer teilnehmen Corona-bedingt per Telefonkonferenz ab. Das funktionierte besser als gedacht, kann jedoch die persönliche Begegnung auf Dauer nicht ersetzen. So entschlossen wir uns, die Augustsitzung unter Einhaltung der bestehenden Hygieneregeln mit einem Ausflug in die Uckermark und der Besichtigung eines langjährigen Förderprojektes des FAK zu verbinden.  Am Westufer des Oberuckersees gelegen ist der hübsche Ort Seehausen mit dem Regionalexpress der Deutschen Bahn oder per Auto gleich gut zu erreichen. Fünf Jahre und vier Bauabschnitte hat es gedauert, bis die Seehausener Fachwerkkirche in den bewundernswerten Zustand versetzt war, den wir bei unserem Besuch bestaunen konnten.

Bereits seit dem 13. Jahrhundert war Seehausen Sitz eines Zisterzienser-Nonnenklosters mit dem Weihenamen „Marienwerder“. Nach der Reformation, im Jahr 1545, brannten die Klostergebäude aus heute nicht mehr bekannter Ursache ab, waren dem Verfall preisgegeben und wurden schließlich zur Gewinnung von Baumaterial genutzt. Heute ist vom Seehausener Nonnenkloster, das einst direkt am Ufer des Uckersees lag, nichts mehr zu sehen.

Nur wenige hundert Meter vom ehemaligen Standort des Klosters steht die Seehausener Dorfkirche, ein einfacher kleiner Saalbau aus einer Fachwerk-Ziegel-Konstruktion von 1753 mit einem Dachturm. Über einen Vorgängerbau der heutigen Kirche ist nichts bekannt – und doch muss es einen solchen gegeben haben, denn wesentliche Teile des Inventars sind älter. Am Kanzelkorb ist die Jahreszahl 1619 zu lesen; der hölzerne Altaraufsatz mit reichem Renaissanceschmuck stammt wohl auch aus dieser Zeit. In der Predella des Retabels ist ein Schnitzrelief des Abendmahls zu finden, flankiert von Darstellungen der Apostel Petrus und Paulus. Das Mittelfeld zeigt eine Kreuzigungsszene, die Bekrönung den segnenden Christus. In den Brüstungsfeldern des Kanzelkorbes sind die vier Evangelisten dargestellt. Eine Überraschung bietet der Schalldeckel: Zwischen dem reich geschnitzten Rankenwerk und zahlreichen musizierenden Engelchen steht – halb versteckt – eine kleine Madonnenfigur aus der Zeit um 1500. Ob sie aus dem ehemaligen Kloster stammt, ist nicht bekannt. Als nach dem 2. Weltkrieg in der Seehausener Kirche auch katholische Flüchtlinge ihre Gottesdienste feierten, hat die Mariendarstellung vielleicht manchem die Ankunft in der neuen Heimat etwas erleichtert.

Die Seehausener Kirche erstrahlt nach aufwendiger Sanierung im neuen Glanz. Foto: Bernd Janowski

Bis vor wenigen Jahren wies die Kirche, die in den Sommermonaten zahlreiche Touristen anlockt, massive Bauschäden auf. So waren die Ausfachungen in den sechziger Jahren mit einem Zementputz überzogen worden, was zu schweren Feuchtigkeitsschäden an der Holzkonstruktion geführt hatte. Auch die Betonsteine der Dachdeckung waren im Laufe der Zeit porös geworden. Über die Sanierungsarbeiten der letzten Jahre informierte uns Sabine Sieker, Vorsitzende des örtlichen Fördervereins, die sich mit ihrem Mann und  zusammen mit der Kirchengemeinde über Jahre hinweg enorm für das Bauwerk engagierte. Fast eine halbe Million Euro wurden verbaut. Nach der Instandsetzung der baulichen Hülle musste die Sanierung des Innenraumes wegen finanzieller Probleme ein Jahr pausieren. Von außen sah die Kirche hübsch aus, konnte aber nicht genutzt werden. Nun jedoch ist auch dies geschafft. Als letztes wurden die hölzernen Teile des Fußbodens erneuert, wobei das historische Gestühl am Boden verschraubt ist und bei Veranstaltungen unkompliziert aus- und wieder eingebaut werden kann. Die während der Bauarbeiten ausgelagerte Orgel kam zurück und wurde am Pfingstsonnabend intoniert, bevor einen Tag später in der Seehausener Kirche eine Hochzeit gefeiert wurde.

Die Kirchengemeinde ist bei der Finanzierung fast bis an ihre Grenzen gegangen, was nur möglich war, weil die Mitglieder des inzwischen 13 Kirchorte umfassenden Gemeindekirchenrates eigene Wünsche ohne große Diskussion zurückstellten. An fast allen Bauabschnitten war auch der Förderkreis Alte Kirchen mit Zuschüssen beteiligt. Die sommerlichen Besucher – neun Vorstandsmitglieder und Regionalbetreuer des FAK waren vom Kirchengebäude und seinem freundlichen Innenraum ebenso beeindruckt wie vom Engagement des Fördervereins und der Gemeinde.

Am Tag des offenen Denkmals, dem 13. September, wurde mit einer Andacht auf dem Kirchhof der Abschluss der Sanierungsarbeiten gebührend gefeiert.

Bernd Janowski

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