Wo ist unser Geld geblieben? Massive Schäden am Fachwerk

Projektsteuerung der Sanierung der Dorfkirche Riewend (PM) erfolgte durch den Heimatverein

Von den elf zum Pfarrsprengel Päwesin gehörenden Kirchen musste die Dorfkirche in Riewend am längsten auf die Sanierung warten. Schließlich traf der Heimatverein Riewendsee eine Nutzungsvereinbarung mit der Kirchengemeinde und übernahm die Projektsteuerung. Die 1718 errichtete Kirche feierte im Jahr 2018 ihr 300. Gründungs-Jubiläum. Im Sommer 2018 schien die Finanzierung geschlossen zu sein. Der Förderkreis Alte Kirchen hatte einen Bauzuschuss in Höhe von € 2.000 zugesagt. Es wurden dann aber Förderanträge abgelehnt, so dass ein weiteres Jahr ins Land ging, bis im November 2019 die Bauarbeiten beginnen konnten. Das abgewitterte Ziegeldach des Kirchenschiffes wurde inzwischen durch die Firma Blank (Caputh) erneuert. Ein Teil der Biberdeckung konnte wiederverwendet werden. Die Zimmerleute der Firma Timpe (Belzig-Lütte) haben den imposanten barocken Dachstuhl, die Holzbalkendecke über dem Kirchenschiff und das Turmfachwerk saniert. Der Außenputz wurde ausgebessert und in einem mit der Denkmalbehörde abgestimmten ins Schilffarbene changierenden Sandfarbton gestrichen.

Ursprünglich waren die Wände des Kirchleins wohl in Sichtfachwerk ausgeführt. Das Dach war mit Schilf vom Ufer des Riewendsees gedeckt. Schilfdächer sind leicht. Der Sparrenabstand konnte sehr weit gehalten werden. Im Jahr 1844 erfolgte eine erste Sanierung im damaligen Zeitgeist. Das Dach wurde mit Biberziegeln gedeckt, nachdem zur Aufnahme der größeren Last zwischen die Sparren und die Balken der Decke über dem Kirchenraum Hilfssparren bzw. Hilfsbalken eingefügt worden waren. Das Sichtfachwerk wurde im Erdgeschoß durch verputztes Ziegelmauerwerk ersetzt. Im östlichen Giebeldreieck und in den Obergeschossen des Turms wurde dem Fachwerk eine Halbziegelschicht vorgemauert und verputzt. Diese Veränderungen haben der aktuellen Sanierung erhebliche Probleme bereitet: Die eingefügten Sparren und Deckenbalken überlasteten die Stürze der seitlichen Fenster des Kirchenschiffes, so dass aufwändige Entlastungsmaßnahmen und Risssanierungen notwendig wurden.

Architektin Annemarie Rothe bei der Bauberatung zur Sanierung des Traufbereichs des Langhauses mit Maurer, Dachdecker und Zimmermann. Foto: Hans Tödtmann

Noch schlimmer sind die Folgen der Verkleidung des tragenden Turmfachwerks und des östlichen Giebeldreiecks durch Ziegelmauerwerk. Damit die vorgemauerte Ziegelschicht nicht beult, wurden die Hölzer des Fachwerks im 19. Jh. dreiseitig von Mauerwerk umschlossen. Es entstand über mehr als 150 Jahre Kondensationsfeuchte, die nie vollständig abgeführt werden konnte, weil die Hölzer nicht luftumspült waren. Andauernde Durchfeuchtung von Holz führt zu Destruktionsfäule und Anobienbefall – ein bauphysikalischer Zusammenhang, der in der Mitte des 19. Jh. noch nicht bekannt war. Der Umfang dieser verdeckten Schäden war vom Holzgutachter nicht prognostiziert worden: Es entstanden Mehrkosten in Höhe von € 44.000. Zum Glück konnte die LEADER-Förderung ergänzt werden und der Landkreis Potsdam-Mittelmark steuerte zusätzliche Mittel bei. Aber auch der Anteil der Eigenmittel musste ergänzt werden. Pfarrer Stefan Hartmann rief seinen Pfarrsprengel Anfang 2020 zu Spenden auf. Der Förderkreis Alte Kirchen unterstützte den Heimatverein Riewendsee mit einer weiteren Zuwendung in Höhe von € 3.000 zur Deckung der Mehrkosten. Die drohende Unterbrechung der Bauarbeiten war damit abgewendet.

Inzwischen sind die Baugerüste entfernt. In Arbeit sind noch die Erneuerung der elektrischen Anlagen, die Instandsetzung des Innenputzes und die Wiederherstellung der Unterdecke des Kirchenschiffes in Schilfrohrputz.

Hans Tödtmann

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