Wieder mit dekorativer Ausmalung

Restaurierung des Kircheninneren der Dorfkirch Gollwitz (PM) kurz vor dem Abschluss

Der erste Bauabschnitt der Sanierung der Dorfkirche von Gollwitz bei Wusterwitz ging im Jahr 2017 mit der Sanierung des Dachstuhls, der Wiedereindeckung von Langhaus, Chor und Apsis sowie der Erneuerung des auf dem Dach reitenden Glockenturmes in der Rekordzeit von wenig mehr als einem halben Jahr über die Bühne. Während dieser Zeit konnten in der Kirche freilich keine Veranstaltungen stattfinden. Der 2. Bauabschnitt mit der Instandsetzung der Wandflächen und Deckenuntersichten im Kircheninneren hat mehr als zwei Jahre beansprucht und steht nun vor dem Abschluss. Während dieser Zeit wurde die Kirche immer wieder für Gottesdienste, für eine Taufe, für eine goldene Hochzeit und für kulturelle Veranstaltungen des Fördervereins Gollwitzer Dorfkirche genutzt.

Restauratorin Jutta Brumme erläutert ihre Arbeit. Foto: Autor

Restauratorin Jutta Brumme (Brandenburg) restauriert seit Monaten Stück für Stück mit Pinsel und Farbe die aus der Zeit um 1900 stammende dekorative Ausmalung im Kircheninneren. Sie akzeptiert durchaus die Unterbrechungen ihrer Arbeit. Sie sagt, sie restauriere die Kirchen in der Region, damit die Menschen ihre Freude an der Schönheit ihrer Dorfkirche haben, die Kirche nutzen und sich in die Tradition ihrer Vorfahren stellen, die ihre Kirchen über viele Jahrhunderte hinweg erhalten haben. Die Restauratorin hat bei ihrer täglichen Arbeit in der mittelalterlichen Gollwitzer Feldsteinkirche entdeckt, dass die nunmehr einfarbig gestrichenen Balken der Decke über dem Langhaus ursprünglich mehrfarbig bemalt waren und den Blick bis unter den Dachfirst freigaben. In der Barockzeit wurde diese Decke oberseitig verbrettert. Gleichzeitig wurde das Apsisgewölbe entfernt und die Apsis durch einen mit reichen Schnitzereien verzierten Kanzelaltar (1699) weitgehend verdeckt. Im Chorraum wurde jeweils rechts und links ein vergittertes Pastoren- bzw.  Patronatsgestühl errichtet. Die barocke Ausstattung im Chorraum war ursprünglich stark farbig gestaltet. Um 1900 wurde das Innere der Kirche farblich neu konzipiert. Die barocke Ausstattung wurde hellgrau überstrichen. Der Altar wird durch vergoldete Kanten hervorgehoben. An den weiß gestrichenen Wänden laufen in Brüstungshöhe und unterhalb der Decke Friese in farbiger Schablonen-Malerei um. Da es sich hier um die letzte gestalterisch geschlossene Überformung handelt, orientiert sich die aktuelle Restaurierung an der Fassung um 1900.

Ein restauriertes Stierbild, das den Evanglisten Markus symbolisiert. Foto: Autor

Frau Brumme hat sich für die Restaurierung der Friese zahlreiche Schablonen nach historischem Muster hergestellt. Die Decke über dem Chorraum zeigt in den Zwickeln die frei gemalten und jetzt wunderbar restaurierten Symbole der vier Evangelisten: Mensch, Löwe, Stier und Adler.

Der 3. Bauabschnitt hat bereits begonnen: Unter der Empore wird ein ’Raum der Vielfalt’ eingerichtet, der als Winterkirche und für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Im 4. Bauabschnitt soll die weitgehend zerstörte Einfriedung des Kirchhofes durch die historische Feldsteinmauer wieder hergestellt werden. Gleichzeitig wird die ehemalige Leichenhalle zu einem Service-Punkt mit WC für Kirchenbesucher, Wanderer und Radfahrer umgebaut. Soeben hat der FAK dafür eine ergänzende Förderung in Höhe von  3.000 Euro zugesagt. In einem 5. Bauabschnitt ist die Restaurierung des Kanzelaltars und der anderen barocken Ausstattungselemente geplant.  Jutta Brumme wird dazu in Kürze eine Kostenschätzung vorlegen. Der Vorsitzende des Fördervereins Gollwitzer Dorfkirche, Werner Fräßdorf, geht davon aus, dass die Finanzierung dieses Bauabschnittes nicht leicht sein wird, denn mit einer Förderung aus dem europäischen Strukturprogramm LEADER, das die bisherige Sanierung der Gollwitzer Dorfkirche hauptsächlich getragen hat, ist nicht zu rechnen.

Hans Tödtmann

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