Kirche im Dorf
Im vergangenen Jahr suchte die Wüstenrot Stiftung unter dem Motto „Land und Leute. Die Kirche im Dorf“ im Rahmen eines Wettbewerbs „nach Beispielen dafür, wie Kirchen, Klöster und andere Gebäude im kirchlichen Kontext mit neuen Konzepten einer veränderten oder ergänzenden Nutzung weiterhin als zentrale Orte und Begegnungsräume in kleinen Gemeinden bestehen können“. Zu den im Rahmen des Evangelischen Kirchbautages in Erfurt geehrten Preisträgern gehörten auch drei Gemeinden aus Brandenburg, genauer aus der Prignitz: Rosenhagen, Barsikow und Lindenberg. Nun hat die Wüstenrot Stiftung, die sich seit längerem mit der Thematik beschäftigt, eine Publikation vorgelegt, die im Wesentlichen auf den Beiträgen des bereits 2018 stattgefundenen 21. Dorfsymposions des interdisziplinären Arbeitskreises Dorfentwicklung beruht.
Beleuchtet wird, welche Rolle die christlichen Kirchen in Zeiten anhaltender Alterungs- und Schrumpfungsprozesse zukünftig in ländlichen Räumen spielen kann und spielen sollte. Zahlreiche Angebote müssen aufgrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen auf ihre Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit geprüft werden. Festgestellt wird, dass die „Kirche im Dorf“ ein neues Selbstverständnis finden muss, da ihre lange Zeit als selbstverständlich gesehene Rolle nachhaltig in Frage gestellt wird. Wie können Strukturen angepasst werden, ohne Mitglieder zu verprellen oder sogar zu verlieren? Wie lange bleibt das kleinteilige Parochialsystem effizient und finanzierbar? Welche Rolle spielen in Zukunft Pfarrerinnen und Pfarrer, die zunehmend nicht mehr nur seelsorgerisch, sondern verwaltungstechnisch, organisatorisch und unternehmerisch zu denken gezwungen sind? Welche Rolle spielen zukünftig Ehrenamtliche? Und letztendlich: Wie ist Kirche in Dörfern in Zukunft präsent?
Dass diese Fragen auch Auswirkungen auf den Umgang mit kirchlichen Gebäuden haben, versteht sich von selbst. Immer häufiger werden Pfarr- und Gemeindehäuser verkauft, was zum Teil erhebliche Auswirkungen auf das Gemeindeleben haben kann. Und selbst Kirchengebäude stehen zur Disposition. Hier sind Kooperationen und langfristig tragfähige Konzepte dringend gefragt.
Die vorliegende Broschüre bietet keine allgemeingültigen Antworten. Sie analysiert jedoch in etlichen Beiträgen die gegenwärtige Situation und provoziert Fragen, die in kirchlichen Verwaltungsstrukturen gern ausgeblendet werden, deren Beantwortung jedoch dringend notwendig ist, um der „Kirche im Dorf“ eine Zukunft zu geben.
Kirche im Dorf. Herausgegeben von Doris Schmied und der Wüstenrot Stiftung. 191 Seiten, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg 2020. ISBN 978-3-96075-007-9
Die Broschüre kann kostenlos angefordert werden unter: