„Ich wollte gern etwas Dauerhaftes schaffen“

Studienstiftung Dr. Uwe Czubatynski begeht im Mai 2020 den 15. Jahrestag ihrer Gründung

Was bewegt einen keineswegs überdurchschnittlich begüterten Menschen dazu, rund 42.000 Euro aus seinem Privatvermögen abzuzweigen und damit eine gemeinnützige Stiftung zu gründen? Im Fall von Dr. Uwe Czubatynski waren es zwei Dinge: Zum einen profitierte er als Student selbst von einer Stiftung in Wolfenbüttel, zum anderen verspürte er an seinem 40. Geburtstag, den er 2005 feierte, den Wunsch, etwas Dauerhaftes, Bleibendes zu schaffen. Und das tat er: Am 2. Mai 2005 hob er die „Studienstiftung Dr. Uwe Czubatynski“ aus der Taufe, die in diesen Tagen den 15. Jahrestag ihrer Gründung beging. Zweck der Stiftung ist laut Satzung „die Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften und des Buch- und Bibliothekswesens sowie der Kultur“. Die Studienstiftung kann auf ein – insbesondere in Bezug auf ihre vergleichsweise bescheidenen Mittel – beeindruckendes Stiftungsergebnis zurückblicken.

Grund genug, dem Stifter einmal einen Besuch abzustatten. Er wohnt in der Stadt Brandenburg an prominenter Stelle, nämlich auf dem Domgelände, Tür an Tür mit dem Domstiftsarchiv, das er seit 2007 leitet. Ein Traumjob für den gelernten Theologen und Bibliothekar, denn der Beruf ist ihm auch Berufung. Er kann sich hier mit dem beschäftigen, wofür er sich wirklich interessiert, nämlich den Geschichtszeugnissen Brandenburgs, unter anderem der Prignitz, in der er auch geboren und aufgewachsen ist.

UWE CZUBATYNSKI an seinem Arbeitsplatz, dem Domstiftsarchiv in Brandenburg Foto: Elke Kreischer

Die Studienstiftung hat gerade ihren Jahresbericht für 2019 in den „Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz“ publiziert. Dr. Uwe Czubatynski ist Vorsitzender des Vereins und hat in dieser Eigenschaft sowohl die Mitteilungen als auch den darin enthaltenen Jahresbericht seiner Stiftung ediert. Letzterem ist zu entnehmen, dass sich das Gesamtvermögen der Studienstiftung durch Zustiftungen auf insgesamt rund 150.000 Euro erhöht hat. Da lediglich die erwirtschaftete Rendite von diesmal vier Prozent für Förderprojekte ausgegeben wird, bleiben deren Zahl und Umfang vergleichsweise überschaubar. Wobei anzumerken ist, dass eine Rendite von vier Prozent in zinsschwachen Zeiten wie den derzeitigen erstmal erwirtschaftet sein will!

Um effektiver mit den Mitteln arbeiten zu können, hat Dr. Uwe Czubatynski Kooperationsverträge mit drei Partnern abgeschlossen: dem Verein für Geschichte der Prignitz, dem Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg sowie dem Förderverein Wunderblutkirche St. Nikolai Bad Wilsnack. 2019 hat der Verein für Geschichte der Prignitz die an ihn ausgereichten Fördermittel der Studienstiftung dazu verwendet, um das älteste in der Kirchenbibliothek Perleberg überlieferte Buch im Zentrum für Bucherhaltung Leipzig fachgerecht restaurieren zu lassen. Dieses Buch (Marquard von Lindau: Buch der zehn Gebote. Venedig 1483) hat die Zeiten nur unvollständig und schwer beschädigt überdauert. Der FAK hat Mittel für die Vorbereitung einer Fachtagung anlässlich des 850-jährigen Havelberger Domjubiläums erhalten und der Förderverein Wunderblutkirche gab eine instruktive Broschüre zu den restaurierten Särgen der Familie von Saldern heraus, in die ebenfalls Mittel der Studienstiftung geflossen sind.

Auch in den Jahren davor hat die Czubatynski-Studienstiftung interessante Projekte gefördert. Zum Beispiel 2016 das Buch „Die Kirchen und Kapellen der Prignitz“ vom Vorstandsmitglied des Förderkreises Alte Kirchen Wolf-Dietrich Meyer-Rath.  Oder 2017 das Erscheinen des Buches „Trauregister aus den Kirchenbüchern der Westprignitz 1705-1750“ von Georg Grüneberg. Und 2018 das Buch „Der Havelberger Altar und die Wandmalereien in der Dorfkirche von Rossow“, gleichfalls aus der Feder von W.-D. Meyer-Rath. Im gleichen Jahr hat  Dr. Uwe Czubatynski selbst das Buch „Die evangelischen Pfarrarchive der Stadt Brandenburg an der Havel“ veröffentlicht.

Für 2020 hat sich die Studienstiftung, die der Stifter selbst ehrenamtlich leitet, wobei er von einem fünfköpfigen Kuratorium beraten und kontrolliert wird, ebenfalls wieder einiges vorgenommen. Ein „Großereignis“ ist die Fachtagung zum 850-jährigen Domjubiläum von Havelberg (12.-14.06.2020), auf der Dr. Uwe Czubatynski einen Vortrag über die Gründungsurkunde des Bistums Havelberg halten wird. Ihm ist eine hohe Aufmerksamkeit sicher, weil es einen jahrelangen Historikerstreit darüber gibt, welches Bistum eher gegründet wurde: das Havelberger oder das Brandenburger.

Unterstützen wird die Studienstiftung auch eine Tagung und ein Konzert der Joachim-Wagner-Gesellschaft in Vehlefanz am 12.09.2020. Die Gesellschaft ist 2006 auf Initiative von Dr. Uwe Czubatynski in Rühstädt gegründet worden, wo er eine Zeitlang als Pfarrer tätig war und die Restaurierung der dortigen Wagner-Orgel angestoßen hat. Er gehört der Gesellschaft bis heute als Vorstandsmitglied an.

Wie er das alles schafft und unter einen Hut bringt? Darüber wundert er sich manchmal selbst. Aber Freude macht es eben auch und das ist ihm offenbar Motivation und Belohnung genug.

Elke Kreischer

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