Beglückend viel Positives!

Eindrücke von der Startkapitalverleihung des FAK in Blankenfelde

Schade, dass es (siehe den Beitrag „In eigener Sache„) im nächsten Jahr keine Startkapitalverleihung des Förderkreises Alte Kirchen geben wird. Sie gehört zu meinen jährlichen Lieblingsveranstaltungen. Warum? Weil man dort stets viel Positives hört und viele engagierte Menschen trifft.

Bärbel Wunsch zum Beispiel, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Jühnsdorf (TF), die uns im Rahmen des Vorprogramms die runderneuerte über 650jährige Dorfkirche ihres Heimatortes zeigte. So bewunderten wir den mit Hilfe des FAK unlängst restaurierten Taufständer, der eine interessante Geschichte hat. Gestiftet hat ihn 1869 die Gutsherrin Hildegard von dem Knesebeck, der Familie zugehörig, der die Berliner Knesebeckstraße ihren Namen verdankt. Sie tat es in Erinnerung an ihren in der Schlacht von Königgrätz 1866 gefallenen Mann Robert. Das Geld, das nach seinem Tod bei ihm gefunden wurde, spendete sie für die Anschaffung des Taufbeckens. Übrigens fand im Oktober dieses Jahres ein Familientreffen der Knesebecks in Jühnsdorf statt, bei dem die Familie auch das Gutshaus in Augenschein nahm, das sie einst erbauen ließ, das ihr aber heute nicht mehr gehört.

2016 wurde die Gemeinde für die denkmalgerechte Sanierung des Jühnsdorfer Kirchturms geehrt, gegenwärtig lässt sie die Orgel wiederherstellen, will sagen originalgetreu nachbauen, denn von dem 1869 in Dienst gestellten Instrument war fast nichts erhalten geblieben. Im Oktober 2020 soll die neue, alte Orgel wieder erklingen, eine aktive Gemeinde sowie Fördergelder machen es zum Glück möglich.Im benachbarten Blankenfelde bereiteten inzwischen fleißige Hände im Gemeindehaus einen Imbiss für uns vor. Solchermaßen gestärkt, ging es in die gegenüberliegende Blankenfelder Dorfkirche zur Preisverleihung. Steffen Wegener, seit zehn Jahren Pfarrer der Gemeinde Blankenfelde-Jühnsdorf, informierte zunächst kurz über das Gotteshaus, in dem die Veranstaltung stattfand. Es brannte 1978 aufgrund eines technischen Defekts bis auf die Außenmauern nieder. Die Dorfbewohner konnten und wollten sich mit der Ruine nicht abfinden, das Gotteshaus wurde innerhalb von drei Jahren wiederaufgebaut, was nicht nur dem Dorf seine Mitte wiedergab, sondern auch dazu führte, dass die Dorfgemeinschaft fest zusammengeschweißt wurde.

Christa Menz hielt wie immer die Laudationes für die drei Preisträger: den Förderverein Flemsdorfer Kirche e.V. (UM), den Förderkreis Wir in Lühsdorf (PM) und den Förderverein Scheunenkirche Wilmersdorf e.V. (UM). Wo Gefahr ist, wächst das Rettende. Das war auch im uckermärkischen Flemsdorf so. Ende vergangenen Jahres gründete sich ein Förderverein, der dem Bröckeln der Kirche nicht länger tatenlos zusehen wollte. Dessen Vorsitzende ist übrigens die einzige Katholikin im Dorf, Bettina Locklair. Wenn man so will, Ökumene in Aktion. Der Kirchturm wurde, auch mit Unterstützung des FAK, notgesichert. Der Dachstuhl des Kirchenschiffes bedarf ebenfalls dringend einer Reparatur. Auf das „Häuflein der Aufrechten“ (es gibt in Flemsdorf nur noch 30 Gemeindemitglieder) wartet also eine Menge Arbeit, da kamen die 2.500 Euro Startkapital des FAK gerade recht.

Regionalbetreuerin und Vorstandsmitglied Theda v. Wedel (l.) überreicht Bettina Locklair aus Flemsdorf den symbolischen Scheck Foto: Autor

Lühsdorf ist ein Ortsteil der Stadt Treuenbrietzen. Die Lühsdorfer haben der Entkirchlichung zu DDR-Zeiten und danach getrotzt, von den rund 80 Einwohnern sind 45 Kirchenmitglieder. Und weil für sie die Kirche keine museale Einrichtung, sondern Lebensmittelpunkt ist, wurde im Mai 2018 der Förderkreis „Wir in Lühsdorf“ gegründet, der derzeit 32 Mitglieder hat.Die Lühsdorfer nennen eine kleine neugotische Kirche ihr Eigen, die 1901 eingeweiht wurde. Leider litt sie von Anfang an unter einem Baufehler, der dazu führte, dass Risse im Mauerwerk entstanden und Feuchtigkeit eindrang, so dass nunmehr eine umfassende Sanierung ansteht. Gut, dass es jetzt einen mitgliederstarken Förderverein gibt, der das Projekt in seine Hände genommen hat.

Es ist immer wieder faszinierend, zu erleben, was ein einzelner Mensch ausrichten kann, wenn er willensstark und mutig ist. In Wilmersdorf, knapp 15 Kilometer nördlich von Angermünde gelegen, lieferte Gutsherr Alexander von Buch 1936 das erste Beispiel dafür: Er hob, trotz des Kirchenbauverbots im Dritten Reich, die „Wilmersdorfer Scheunenkirche“ aus der Taufe. 2018 trat Günter Simon, ein „Stadtflüchtling“ aus Berlin, in Aktion und gründete mit weiteren Dorfbewohnern einen Förderverein, um der inzwischen arg marode gewordenen Scheunenkirche wieder auf die Beine zu helfen. Und das nicht nur im baulichen, sondern auch im geistlichen Sinne: Er ließ sich zum Lektor ausbilden und trägt so dazu bei, dass die Kirche wieder regelmäßig für Gottesdienste genutzt wird. Und nun verstehen Sie vielleicht noch besser, warum ich so gerne zur Startkapitalverleihung gehe: um solchen Menschen zu begegnen!

                                        Elke Kreischer

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