Buchtipp

Bernhard Heinrich Hattenkerell Teil 2

Bereits in der Augustausgabe unseres Infobriefes hatten wir auf Teil 1 dieser Publikation (Wirkungsbereich westlich der Oder) hingewiesen. Der zweite Teil, den der Autor Karl Richter aus Bad Freienwalde nun vorlegt, beschäftigt sich mit Arbeiten, die der Mohriner Bildschnitzer östlich der Oder, also in der ehemaligen Neumark ausführte.

Hattenkerell, dessen Geburtsdatum unbekannt ist, stammte aus Bielefeld, wo bereits sein Vater eine renommierte Bildschnitzer-Werkstatt besaß. Nach dem zwei Generationen zuvor beendeten Dreißigjährigen Krieg war die Mark Brandenburg um 1700 noch immer eine Region im Aufbau, was für bildende Künstler Aufträge und Einnahmemöglichkeiten versprach. So zog es auch Hattenkerell hierher. 1696/97 arbeitete er vermutlich als Gehilfe Georg Mattarnovys an der Errichtung des Hochaltars im Dom der neumärkischen Stadt Soldin mit. Wenige Jahre später eröffnete er seine eigene Werkstatt in Mohrin (Neumark).

In Mohrin (Moryn) ist noch heute die beeindruckend geschnitzte Kanzel erhalten, die Hattenkerell 1711 für die St. Marienkirche seiner Heimatstadt schuf. Leider wurde sie bereits im 19. Jahrhundert, dem Zeitgeschmack folgend, farblich verändert; auch fehlt eines der geschnitzten Evangelisten-Reliefs. Der ebenfalls von Hattenkerell geschaffene Mohriner Taufengel ist lediglich als Torso im Depot des Märkischen Museums in Berlin erhalten.

Besichtigen kann der Besucher auch den prächtigen Altar in der Dorfkirche von Klein Wubister (Stare Objezierze). Bedauerlicherweise wurde nach 1945 bei der Umwidmung der ehemals protestantischen Kirche zu einem katholischen Gotteshaus der Kanzelkorb aus dem Retabel entfernt und an seiner Stelle ein als Massenprodukt hergestelltes Bildnis eingefügt, dass Jesus als Sämann zeigt. Ähnlich verändert wurden die ehemaligen Kanzelaltäre der Dorfkirchen in Vietnitz (Witnica) Niedersaaten (Zaton Dolna) und  Stolzenfelde (Stoleczna). Immerhin blieb in Stolzenfelde der (farblich allerdings neu gefasste) Taufengel erhalten. Lobend zu erwähnen an der kleinen Publikation ist, dass Karl Richter in der Regel die historischen Ansichten der Ausstattungsstücke (zumeist aus den entsprechenden Inventarbänden der zwanziger Jahre) den heutigen Fotos gegenüberstellt. Zugleich werden auch die kriegsbedingten Verluste in Text und Bild vorgestellt.

Man darf von den Publikationen keine ausführlichen kunstgeschichtlichen Betrachtungen und Untersuchungen erwarten. Als kleine Kataloge des interessanten, heute jedoch weithin unbekannten Bildschnitzers sind die Hefte jedoch interessant und durchaus zu empfehlen.

Karl Richter: Heinrich Bernhard Hattenkerell. Der Bildschnitzer des 18. Jahrhunderts aus Mohrin in der Neumark. Teil 1: Wirkungsbereich Neumark. Herausgegeben von der Albert Heyde Stiftung in Bad Freienwalde 2019. EUR 8,50

Zu beziehen über das Oderlandmuseum in Bad Freienwalde; Uchtenhagenstr. 2; 16259 Bad Freienwalde (Oder); Tel.: 03344-2056; Mail: oderlandmuseum@albert-heyde-stiftung.de