Maria und die dritte Dimension

Der vor mehr als 850 Jahren gegründete Dom zu Brandenburg an der Havel gilt als Mutterkirche der Mark. Eine Ausstellung rückt seit kurzem eine Kuriosität aus dem Kirchenschatz in den Blick der Öffentlichkeit. Unter dem Titel „Maria und die dritte Dimension“ wird die Geschichte des 500 Jahre alten Marienaltars aus dem Hohen Chor des Doms erzählt, der eigentlich ganz woanders hingehört und durch die Reformation dorthin gelangte. Der Zisterzienserabt Valentin Henneke hatte den rund neun Quadratmeter großen, kunstvoll mit Schnitzereien und Gold verzierten Flügelaltar einst dem märkischen Kloster Lehnin gestiftet, 1518 wurde der Altar dort aufgestellt. Der Altar, in dessen Mittelpunkt die gekrönte Maria mit dem Jesuskind steht, gilt als eines der bedeutendsten Altarbilder des 16. Jahrhunderts. Er ist Ausdruck eines komplexen Systems der mittelalterlichen Jenseitsvorsorge. Der Lehniner Abt wollte mit der Stiftung des Kunstwerks Vorsorge für seine Aufnahme in den Himmel am Tag des Jüngsten Gerichts treffen. Doch dann kam die Reformation dazwischen. Das Kloster Lehnin wurde aufgelöst, der Altar erst nach Berlin und 1552 von Kurfürst Joachim II. nach Brandenburg an der Havel überstellt. Rund 400 Jahre später gerät der Altar erneut in Verwicklungen. Die Lehniner Kirchengemeinde bittet 1946 darum, den Marienaltar aus Brandenburg wieder nach Lehnin zurückzuführen. Erfolg hatten die Lehniner mit ihrer Bitte nicht. Am Ende gab es einen Kompromiss und ein gotischer Marienaltar des Doms kam nach Lehnin. Die Ausstellung wird noch bis zum 31. Oktober gezeigt.

epd

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