Schließung von Friedhöfen sorgt für Unmut

Historische Grabanlagen sind wegen Geldmangels der Gemeinden in akuter Gefahr/ Ein Stück Kulturerbe geht verloren

Vor wenigen Monaten sorgte in Wilmersdorf und Steinhöfel, zwei Dörfern, die zum Pfarrsprengel Greiffenberg in der Uckermark gehören, eine Nachricht für Aufregung und Empörung unter den Ortsbewohnern: Der Gemeindekirchenrat hatte beschlossen, die kirchlichen Friedhöfe zu schließen. Die gesetzlich vorgeschriebene Liegefrist werde zwar eingehalten, neue Bestattungen jedoch soll es – außer in bestehenden Erbbegräbnissen und bereits erworbenen Doppelgrabstellen – nicht mehr geben. Zur Begründung wird angeführt, dass die Gemeinde nicht mehr in der Lage sei, den Unterhalt zu finanzieren. Allein für Baumpflege, die Beseitigung von Sturmschäden oder Reparaturarbeiten an der maroden Friedhofsmauer müssen Gemeinden oftmals mehrere tausend Euro im Jahr ausgeben. Dem gegenüber stehen ständig sinkende Begräbniszahlen, was geringere Gebühreneinnahmen zur Folge hat. Die Besattattungskultur hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt: Urnenbeisetzungen, anonyme Bestattungen und Friedwälder liegen im Trend. In den Dörfern ist die Jugend auf der Suche nach Arbeit weggezogen; Kinder oder Enkel wohnen weit entfernt und können oder wollen sich nicht mit der Grabpflege belasten. In manchen Dörfern ist es bereits jetzt unmöglich, jemanden zu finden, der wenigstens regelmäßig den Rasen mäht.

Diese Erbbegräbnis der Familie von Eickstedt in Damme (UM) ist seit Jahren vom Einsturz bedroht Foto: Autor

In den letzten drei Jahrzehnten erfuhr die ländliche Infrastruktur gravierende Einschnitte: Schulen, Dorfläden und Gaststätten sind verschwunden. Der Pfarrer, der über Jahrhunderte hinweg im Dorf lebte, wohnt jetzt zwanzig Kilometer entfernt, hat fünfzehn und mehr Gemeinden zu versorgen und kommt alle sechs bis acht Wochen kurz zum Gottesdienst vorbei. Und nun soll auch noch der Friedhof verschwinden? Friedhöfe und Kirchhöfe sind in einer immer schnelllebiger werdenden Zeit die Gedächtnisspeicher ihrer Dörfer. Sie gehören zur Kulturlandschaft und stehen oftmals unter Denkmalschutz. Was jedoch bedeutet dieser gesetzlich verankerte Schutz, wenn kein Geld da ist, historische Grabanlagen, Mausoleen und Erbbegräbnisse zu sichern oder gar zu restaurieren? In Damme (Uckermark) ist das historische Erbbegräbnis der Familie von Eickstedt seit Jahren akut vom Einsturz bedroht. Fördermittel sind nicht zu bekommen, Eigentums- verhältnisse ungeklärt. Wir müssen aufpassen, dass nicht ein weiterer wichtiger Teil des regionalen Kulturerbes verschwindet.

B. Janowski

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