Von einem der auszog, Inventar zu retten

FAK-Mitglied Joachim Killus vermittelt den „Umzug“ von Ausstattungsgegenständen profanierter Kirchen

Joachim Killus

Joachim Killus ist mir immer wieder einmal über den Weg gelaufen, obwohl er im fernen Schwesing bei Husum in Nord-Friesland zu Hause ist. Zum Beispiel in seiner Eigenschaft als Kassenprüfer bei unserer jährlichen Mitgliederversammlung. Ein Ehrenamt, für das er sozusagen prädestiniert ist, hat er doch rund 40 Berufsjahre als Banker in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen hinter sich.

Keineswegs „in die Wiege gelegt“ worden ist ihm hingegen eine andere Altersaufgabe, der er sich seit 2001 verschrieben hat. Der Auslöser dafür war ein Fernsehbericht über marode alte Kirchen in Mecklenburg und eine Seniorin, die sich für deren Erhalt engagierte. Das imponierte ihm und war Grund genug, einmal im Feldberger Seengebiet Urlaub zu machen. Zu seinem Unmut waren die dort aufgesuchten Gotteshäuser allerdings fast ausnahmslos geschlossen. Deshalb hielt er sofort an, als er bei der Rückfahrt nach Hause (er wohnte damals noch nahe Heidelberg) an einer Brandenburger Dorfkirche das Schild „Offen“ entdeckte. Und wie der Zufall es so wollte, fand er dort die FAK-Broschüre „Offene Kirchen“ vor. Erfreut von dem Bemühen, Dorfkirchen offen zu halten, überwies er eine größere Spende an den FAK, was zu einem telefonischen Kontakt mit Geschäftsführer Bernd Janowski und schließlich zur Mitgliedschaft im Förderkreis führte.

Dann las er einmal in der Mitgliederzeitung „Alte Kirchen“ einen Beitrag darüber, dass Bronzeglocken einer Kirche im Raum Düsseldorf nach Küstrinchen sowie nach Groß Fredenwalde vermittelt worden sind. Diese Meldung „elektrisierte“ ihn und ließ ihn nicht mehr los. Es war sein Wunsch, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit vermittelnd tätig zu werden. Im Herbst 2005 kam sie: Bei einem Besuch in der evangelischen St. Jakobskirche in Frankfurt am Main, in der Joachim Killus einst konfirmiert worden ist, erfuhr er auf Nachfrage, dass ein alter Barockleuchter, an den er sich noch gut erinnerte, nun im Keller stand und niemand mehr eine Verwendung für ihn hatte, zumal er nach dem Umbau dort auch nicht mehr hinpasste. Nach Rücksprache mit Bernd Janowski bzw. dem Regionalbetreuer wurde der Leuchter Anfang Dezember von Joachim Killus nach Ziesar, Ortsteil Bücknitz, transportiert, wo er mit großer Freude von zwei Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr in Empfang genommen wurde. Und so kam mit Unterstützung der Frankfurter Gemeinde 60 Jahre nach Plünderung der Bücknitzer Dorfkirche durch die Rote Armee wieder ein stilgerechter alter Barockleuchter dorthin.


Zwei Kirchenglocken aus dem Bistum Hildesheim vermittelte Joachim Killus (Bildmitte) im Jahr 2011 an die Dorfkirche in Ferbitz in der Ucker- mark. Sie wurden dort, wie man sieht, überglücklich in Empfang genommen

Danach ging es dann sozusagen „Schlag auf Schlag“: 2006 wurden aus einem katholischen Gemeindezentrum bei Frankfurt 35 gut erhaltene Stühle in die Uckermark gebracht und im Jahr 2007 gingen zwei Messing-Standleuchter aus dem Main-Kinzig-Kreis an zwei Kirchengemeinden im Oderbruch. 2011 wurden aus einer profanierten Kirche des Bistums Hildesheim zwei Kirchenglocken nach Ferbitz (Landkreis Prignitz) vermittelt, zu deren Weihe 2013 Joachim Killus selbstredend eingeladen wurde.

So gut wie jedes Jahr findet inzwischen eine solche Vermittlung statt, bislang ausnahmslos von West nach Ost. Überwiegend, aber nicht nur, handelt es sich um Bronzeglocken, die dabei den Besitzer wechseln.

Joachim Killus bei der Orgelweihe in Bücknitz

2012 gelang es sogar, eine Orgel aus der katholischen Gemeinde von Pattensen-Schulenburg (Niedersachsen) nach Bücknitz zu vermitteln. Und 2014 zog   eine Glocke aus Cremlingen (Bistum Hildesheim) nach Brück (PM) um. Die ev. Kirche zu Jühnsdorf (TF) feierte im Herbst 2016 die Weihe einer ganz neuen Glocke aus Innsbruck sowie von zwei Glocken aus Rodewald bei Nienburg/Weser. Zu der katholischen Gemeinde in Rodewald, die die beiden Glocken abgegeben hat, bestehen inzwischen sehr enge Kontakte, die auch weiterhin gepflegt werden – sozusagen ein Stück gelebte Ökumene!

Die letzte Vermittlung erfolgte im Dezember 2018: Vier Glocken aus der evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche in Hamburg-Wilhelmsburg werden 2019 nach Alt Ruppin bei Neuruppin umziehen und sollen dort im Sommer dieses Jahres geweiht werden.

Danach befragt, auf welche Weise er erfährt, dass Ausstattungsgegenstände von profanierten Kirchen andernorts untergebracht werden können bzw. müssen, meinte er, dass er die Information im Rahmen von Telefonaten mit den Kirchgemeinden erhalte, die ihre Kirchen aufgeben wollen bzw. müssen. Natürlich sind Hinweise auf Kirchenschließungen auch aus der regionalen und überregionalen Presse sowie dem Internet zu entnehmen. Inzwischen habe er aber auch viele Kontakte, insbesondere im Raum Hamburg und Hildesheim, über die er Hinweise erhielte. 

Auch in den kommenden Jahren ist damit zu rechnen, dass sowohl die Evangelischen Landeskirchen als auch die Bistümer in Deutschland gezwungen sein werden, Kirchengebäude aufzugeben. Joachim Killus wird also auch in Zukunft noch so manchen kirchlichen Inventargegenstand vermitteln können und wollen.

Sollten Sie also in Ihrer Gemeinde Bedarf bzw. Interesse an einer Orgel, Kirchenglocken, Gestühl, Leuchter u. ä. haben, so kontaktieren Sie ihn, er steht Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Sie erreichen Joachim Killus unter der Telefonnummer 04841-66 24 217 oder unter der E-Mail-Adresse: jo-killus@t-online.de.

Elke Kreischer

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