Dorfkirche Demerthin

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Steckbrief
16866 Gumtow OT Demerthin Prignitz
Feldsteinbau von 1438, kostbare Ausstattung aus Mittelalter u. Barock, Wandfresken Anfang 16. Jh. Schlüssel erhältlich bei Gregor Bergmann, Friedensstraße 45, 16866 Demerthin, Tel. 033977-82455
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    Dorfkirche Demerthin
    Dorfkirche des Monats August 2014

    Das Demerthiner Schloss, das nach einer Bauinschrift im Jahr 1604 fertiggestellt wurde, gehört zu den wenigen fast unverändert erhaltenen Profanbauten der Renaissance im nördlichen Brandenburg. Seit der Zeit vor 1438 bis 1945 war es durchgehend im Besitz der Familie von Klitzing; in der Nachkriegszeit verfiel das Gebäude zusehends. 1993 erwarb es die Kommune, die es mit Unterstütung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Familie von Klitzing umfassend restaurieren ließ. Pläne, das Demerthiner Schloss für ein Heimatmuseum und die kommunale Verwaltung zu nutzen, zerschlugen sich leider; nach einer realisierbaren Nutzung wird weiterhin gesucht.

    Das zwischen Kyritz und Perleberg an der Bundesstraße 5 gelegene Dorf Demerthin besitzt mit der spätgotischen Feldsteinkirche ein weiteres hochrangiges Denkmal. Das derzeitige Kirchengebäude entstand relativ spät, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der neugotische Turmaufsatz aus Backstein ist einem größeren Umbau in den Jahren 1896/97 zu verdanken. Im Innenraum blieb ein schöner, reich verzierter barocker Kanzelaltar aus der Zeit um 1700 erhalten. Das Kirchengestühl, von dem mehrere Teile erhalten sind, kam bereits 1566 in die Kirche; die architektonisch gegliederte Brüstung des Patronatsgestühls entstand 1604.

    Geprägt wird der Kirchenraum jedoch durch die großflächig erhaltenen mittelalterlichen Wandmalereien. Sie entstanden in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, wurden vermutlich nach der Reformation überstrichen und konnten im Zuge einer Restaurierung 1968/69 wieder freigelegt werden. Zu sehen sind seitdem recht gute Malereien, die weite Teile der Nord-, Ost- und Südwand des Kirchenraumes einnehmen und die durch die Rahmung mit roten Linien in Register unterteilt sind. Das Bildprogramm beinhaltet einen Passionszyklus, beginnend mit einer Darstellung Jesu vor Pilatus, der sich unter anderem über Kreuztragung, Kreuzigung, Beweinung und Auferstehung bis zum Himmelfahrt Christi erstreckt und schließlich Christus als Weltenrichter zeigt. Als seltenes Motiv ist in diesem Zyklus ein Bildfeld, das den „Verräter“ Judas am Galgen zeigt.

    Der Heilige Georg wird hier nicht nur als Drachentöter gezeigt; auch sein Martyrium wird ausführlich dargestellt, was darauf hindeuten könnte, dass die Demerthiner Kirche ursprünglich ein Georgspatrozinium besaß. Ein in der damaligen Zeit weit verbreitetes Motiv ist das Jüngste Gericht, das dementsprechend auch in Demerthin einigen Raum einnimmt. Christus in der Mandorla ist Mittelpunkt dieses Bildes; links von ihm sind die Seligen vor der Himmelstür zu betrachten, rechts die Verdammten vor dem Höllenschlund. Interessant ist auch die an der Nordwand befindliche Darstellung einer Madonna im Rosenkranz, ebenfalls ein beliebtes Motiv aus der Entstehungszeit der Malereien. Das links hinter dem Altarblock befindliche Sakramentsschränkchen ist in die Malereien mit eingebunden und wird von zwei Engeln mit einer Monstranz bekrönt, die auf den Inhalt des Schränkchens hinweisen.

    Die Wandmalereien in der Demerthiner Kirche sind ein wunderbares und nur noch selten erhaltenes Beispiel für die Ausstattung ländlicher Kirchenbauten vor der Reformation. Die Wirkung dieser Bildfolgen auf den damaligen Betrachter können wir heute, da wir von einer wahren Bilderflut überschwemmt werden, nur ermessen, wenn wir bedenken, dass die Kirchen für den Menschen des Mittelalters vermutlich die einzigen Orte waren, an denen er überhaupt Bilder betrachten konnte.

    Durch die Initiative und eine Spendenaktion der Familie von Klitzing und mit Unterstützung des Förderkreises Alte Kirchen ist nun ein Buch im Entstehen, dass erstmals sämtliche Bildfelder in guten Fotoaufnahmen zeigt und die einzelnen Abbildungen kunsthistorisch und theologisch erläutert. Zugleich soll der Band darauf hinweisen, dass die erhaltenen Wandmalereien durch das ungünstige Raumklima sowie durch Umwelt- und Witterungseinflüsse in ihrem Bestand extrem gefährdet sind. Auch die Bildwerke in der Demerthiner Kirche sind in den wenigen Jahren seit ihrer Freilegung bereits verblasst. Maßnahmen zu ihrer Konservierung wären wünschenswert. Mit diesem dringenden Thema wird sich auch eine Fachtagung befassen, die derzeit vom Förderkreis Alte Kirchen für den Juni 2015 in Demerthin geplant wird.

    Die Publikation wird am Tag des Offenen Denkmals, dem 14. September um 14 Uhr bei der zentralen Veranstaltung des Landkreises in der Dorfkirche von Demerthin vorgestellt. Gäste sind dazu herzlich willkommen!

    Wolf-Dietrich Meyer-Rath, Friedrich von Klitzing (Hg.): Die spätmittelalterlichen Wandmalereien in der Dorfkirche zu Demerthin; Lukas Verlag 2014; ISBN 978-3-86732-197-6; 10, – Euro


    Zum Weiterlesen:
    Märkische Allgemeine vom 13. August 2014: Wandmotive in Text und Bild