Dorfkirche Berlin-Buch

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Steckbrief
Berlin-Buch Pankow
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    Dorfkirche Berlin-Buch
    Dorfkirche des Monats Juli 2013
    Auf den ersten Blick ist es vielleicht etwas verwunderlich, die Schlosskirche in Buch – mittlerweile umgeben vom pulsierenden Leben einer Großstadt – als Dorfkirche des Monats vorgestellt zu bekommen. Bis zur Eingemeindung im Rahmen der Bildung Groß-Berlins im Jahre 1920 jedoch war Buch ein Gutsdorf im Landkreis Niederbarnim und die Schlosskirche erfüllte die Funktion einer ganz normalen Dorfkirche. Und so schilderte denn auch August Trinius in seinem Reiseführer „Die Umgebungen der Kaiserstadt Berlin“ das Dorf Buch wie folgt: „Trotz der verhältnismäßig nur geringen Entfernung von Berlin (zwei Meilen) verrät doch nichts hier die gefährliche Nähe einer Riesenstadt. Die vornehme Abgeschlossenheit eines Parkes mit seinem Schlosse, der Kirche und Erinnerungszeichen, sowie die schlichte Bewirtung, welche Buch den Wallfahrern bietet, beides hat dazu beigetragen, dieser märkischen Perle ihren vollen Glanz, ihre unberührte Jungfräulichkeit bis heute zu erhalten.“ Bereits etwa drei Jahrzehnte zuvor, im Juni 1860, weilte auch Theodor Fontane im Rahmen einer „Wochenend-Partie“ in Buch. Er empfindet „den Eintritt ins Dorf [als] malerisch“ und schildert den Ort als „reich an Landschaftsbildern aller Art, aber noch reicher an historischen Erinnerungen“. Ausführlich berichtet Fontane über die Adelsfamilien, die mit der Gemeinde Buch im Laufe der Geschichte verknüpft waren: von Röbel, von Pöllnitz, von Viereck, von VoßÖ Wohlwollend beschreibt Fontane den Park und das Schloss. Die Kirche jedoch, die der Publizist Friedrich Nicolai euphorisch als „schöne Kirche“ bezeichnete, findet vor seinen Augen keine Gnade. Dies sei „ein Ausspruch, der wohl nur in Zeiten möglich war, in denen man aufrichtig glaubte, durch Laternen- und Butterglockentürme die gotischen Formen unserer alten Feldsteinkirchen ersetzen oder gar noch verbessern zu können.“ Verzeihen wir dem Wanderer dies Fehlurteil; auch an anderer Stelle wird sichtbar, dass er der Formensprache des Barock nichts abgewinnen konnte. Nachdem ein vermutlich baufälliger Vorgängerbau aus Fachwerk abgebrochen worden war, ließ der damalige Besitzer von Buch, Adam Otto von Viereck, am 16. Juli 1731 den Grundstein für einen repräsentativen Neubau legen, für den der Berliner Baudirektor Friedrich Wilhelm Diterichs die Entwürfe geliefert hatte. Über dem Grundriss eines griechischen Kreuzes entstand ein durch Säulen und Pilaster gegliederter Kuppelbau, dessen Hauptfassade einem griechischen Tempel nachempfunden erscheint. Bekrönt wurde der Bau durch einen mächtigen barocken Zentralturm. Wenn man bedenkt, dass Buch als Gutsdorf zur Bauzeit nur ganze fünf Bauernstellen und insgesamt 150 Einwohner zählte, ist man darüber erstaunt, welchen Aufwand der Patron dem Sakralbau angedeihen ließ. Erklärbar ist dies nur im Blick auf den durch Adam Otto von Viereck betriebenen Ausbau des alten Gutshauses zu einer dreiflügeligen Schlossanlage. Mit Park und Kirche entstand ein einheitliches Landschafts- und Architekturensemble. Von diesem Ensemble ist heute nicht mehr viel zu erkennen. Die „Riesenstadt“ hat das ehemals idyllische Dörfchen längst aufgesogen. Das Schloss wurde 1964 wegen angeblicher Baufälligkeit abgetragen, den Schlosspark umtost der Verkehr stark befahrener Hauptstraßen. Und der wunderschöne barocke Kirchturm stürzte am 18. November 1943 nach einem britischen Fliegerangriff brennend in das Kirchenschiff. Bereits in den frühen fünfziger Jahren war es der Kirchengemeinde, wenn auch unter größten Anstrengungen, möglich, die Kirche als Gottesdienstraum wieder herzustellen. Zum Glück waren Teile der Ausstattung wie Kanzelkorb und Altartisch bereits vor dem Luftangriff ausgelagert und das von dem Bildhauer Johann Georg Glume für Adam Otto von Viereck geschaffene Marmorepitaph vermauert worden. Weitere Instandsetzungsarbeiten folgten im Laufe der nächsten Jahrzehnte, so dass die Kirche heute einen intakten und gepflegten Eindruck macht. Noch immer jedoch fehlt der barocke Turmaufsatz, wodurch der Bau seltsam proportionslos wirkt und eher einem zu schmal geratenen Herrenhaus als einem Sakralbau gleicht. Um dem „denkmalgeschützten sakralen und historisch bedeutsamen Bauwerk mit dem Turm dessen sinngebende Bestimmung sowie architektonische Vollendung und Schönheit wiedergeben zu können“, gründeten Bucher Bürger im Jahr 2007 den „Förderverein zum denkmalgetreuen Wiederaufbau des Turmes der barocken Schlosskirche in Berlin-Buch e.V.“. Für den Verein – und natürlich auch für die aktive Kirchengemeinde – ist die Schlosskirche jedoch nicht nur ein schützenswertes Denkmal, sondern ein geistliches, kulturelles und soziales Zentrum inmitten der bis hierher vorgedrungenen Großstadt. Und so soll denn auch der geplante Wiederaufbau des Kirchturms nicht nur der Korrektur der Stadtsilhouette dienen, sondern ein weithin sichtbares Zeugnis für lebendiges kirchliches Leben im Nordosten Berlins bilden. Nach Abschluss der bauvorbereitenden Maßnahmen wurde der Bauantrag für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Turmes der barocken Schlosskirche in Buch am 28. Mai 2013 der zuständigen Bauaufsichtsbehörde Berlin-Pankow übergeben. Die dafür notwendigen bauvorbereitenden Maßnahmen – Baugrunduntersuchungen, Angrabung des Fundaments, bauphysikalische und bauchemische Untersuchungen, Aufmaß, Baumodell und Kostenermittlung – konnten vom Förderverein finanziert werden, der bisher mehr als 100.000 Euro an Spenden sammeln konnte. Die Gesamtkosten werden 2,48 Millionen Euro betragen, für die nun öffentliche und institutionelle Förderungen und weitere Spenden eingeworben werden sollen. Weitere Informationen: www.schlosskirche-berlin-buch.de