Dorfkirche St. Anna Alt Krüssow
Steckbrief
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16928 Pritzwalk | Prignitz |
Mittelalterliche Wallfahrtskirche (St.-Annen-Verehrung), restaurierter Ostgiebel | Schlüssel und Anmeldung zu Führungen über Roswitha Schick, Dorfstr.17a, Tel. 03395-303007, und dem Pfarramt Heiligengrabe, Tel. 03395-50271. |
Förderverein Wallfahrtskirche Alt Krüssow e.V. Frau Roswitha Schick Dorfstraße Alt Krüssow 13 16928 Pritzwalk Tel.: 0 33 95 - 30 30 07 |
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Dorfkirche St. Anna Alt Krüssow
Dorfkirche des Monats April 2007, September 2003
Die heilige Anna, Mutter der Maria und damit Großmutter Jesu, war eine der beliebtesten Schutzheiligen des späten Mittelalters. Von ihrer Fürbitte erhoffte man sich die Linderung unter anderem von körperlichen Gebrechen und Gliederschmerzen.
Ein wundertätiges Annenbild soll sich auch in der Alt Krüssower Kirche befunden haben, so dass das kleine Dorf in der Nähe von Pritzwalk neben Wilsnack und Heiligengrabe zum dritten bedeutenden Wallfahrtsort in der Prignitz wurde.
Von den Pilgerströmen vergangener Zeiten und ihren Almosen kündet noch heute die eindrucksvolle Wallfahrtskirche in Alt Krüssow, ein spätgotischer Saalbau mit einer nördlich angefügten Kapelle. Begonnen wurde mit der Errichtung des Kirchenschiffs als Feldsteinbau vermutlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine überlieferte Inschrift wies auf den Havelberger Bischof Johann von Schlabrendorf (1501-1520) als Stifter hin. Während seiner Amtszeit begann vermutlich die zweite Bauphase, die in der erheblich kostspieligeren Backsteintechnik erfolgte und sich stilistisch an der kurz zuvor errichteten Wallfahrtskapelle in Heiligengrabe orientierte.
Der ehemalige Hauptaltar, der in prächtiger figurenreicher Darstellung Szenen aus dem Leben der heiligen Anna zeigt, befindet sich heute in der Stadtpfarrkirche von Pritzwalk. Vor Ort erhalten blieb in der Seitenkapelle ein weiterer Schnitzaltar, der ebenfalls eine Annendarstellung zum Mittelpunkt hat. Eine in der Nordwand der Kapelle befindliche, farbig gefasste Nische mit Wandmalereien könnte eine Kopie des „Heiligen Grabes“ gewesen sein.
Trotz seiner schlichten Ausmalung vom Ende des 19. Jahrhunderts bietet der gewölbte Kirchenraum noch heute einen imposanten Anblick, der jedoch durch massive Bauschäden getrübt wird. Durch die zerbrochenen Fensterscheiben pfeift der Wind und an vielen Stellen bröckelt der Putz.
Die wichtigsten baulichen Mängel jedoch sind für den Laien nicht auf den ersten Blick auszumachen: Die Dachkonstruktion weist konstruktive Schäden auf, Schwellen sind verfault. Die beeindruckenden Gewölbe sind durch eindringende Feuchtigkeit schwer geschädigt. Risse in den Längswänden zeugen von statischen Problemen. Das Dekor des beeindruckenden Ziergiebels bröckelt und bedarf dringend einer Sicherung.
Für die recht kleine Gemeinde in Alt Krüssow ist das Kirchengebäude viel zu groß, mit der Bauunterhaltung ist sie überfordert. Trotzdem herrscht Konsens darüber, das wertvolle Baudenkmal zu erhalten und wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im August 2003 trafen sich in der Nordkapelle etwa dreißig Interessierte aus Alt Krüssow und Umgebung, um darüber zu beraten, wie der fortschreitende Verfall des Gebäudes aufgehalten werden kann. Sie gründeten den Förderverein Wallfahrtskirche Alt Krüssow, der in seiner Satzung „die Rettung des historischen Gebäudes vor dem Verfall zum Zwecke einer dauerhaften Nutzung“ als Hauptziel festgeschrieben hat.
Wichtig ist vor allem eine genaue Bauaufnahme, um erste Schritte zur Sicherung und Instandsetzung der Gotteshauses festlegen zu können.
Verein und Kirchengemeinde werden einen langen Atem brauchen, bis alle Schäden an dem Kirchengebäude beseitigt sind. Vielleicht können jedoch in naher Zukunft die Besucher, die bereits recht zahlreich nach Wilsnack und Heiligengrabe kommen, auch einen Abstecher nach Alt Krüssow unternehmen und die alten Pilgerwege in der Prignitz neu entdecken.